Tarsier, klein, süß und einfach zum liebhaben?
Man nennt sie auch Koboldmakis
Der philippinische Koboldmaki (Tarsius syrichta) kommt auf den mittleren
und südlichen Inseln der Philippinen vor. Neben Bohol gibt es noch
kleine Bestände auf den Inseln Samar, Leyte und Mindanao. In einigen
anderen Gebieten gibt es noch Bestände von Abarten des Philippinischen
Tarsiers (indonesische Sundainseln) und sehr geringe Bestände von
Minikoboldmakis.
Der Schwanz des Philippinen-Koboldmakis ist völlig unbehaart, während
andere Abarten der Koboldmakis meistens ein Haarbüschel an der Schwanzspitze
aufweisen.
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Trockennasenaffen
Koboldmaki gehören nach neuerer Kenntnis nicht zu den Halbaffen, sondern
zu den Trockennasenaffen, einer Unterordnung der Primaten.
Der Name Tarsier ist abgeleitet von 'Tarsus', der wissenschaftlichen Bezeichnung
für den Fuß und bezieht sich auf seine Sprungbeine. Und diese
Sprungbeine sind in der Tat bemerkenswert. Im Verhältnis zur Körpergröße
haben die Tarsier die längsten Hinterbeine aller Primaten Ein Tarsier
kann 3-5 m weit springen und er springt sogar rückwärts, denn
er kann seinen Kopf auch nach rechts oder links um 180 Grad drehen und damit
voll nach hinten schauen.
Tarsier kommunizieren untereinander auch mit Lauten, die zum Beispiel der
Warnung dienen oder bei der Suche nach Gruppenmitgliedern ausgestoßen
werden.
Die Männchen markieren ihr Territorium mit Duftmarken von Urin.
So groß wie eine Männerhand
Kopf und Rumpf zusammen betragen etwa 9 bis 16 Zentimeter (Größe
etwa einer Männerhand) und der Schwanz ist mit bis zu 28 Zentimetern
fast doppel so lang wie der Rumpf. Der Schwanz dient zur Steuerung und Balance
beim Springen und zum Abstützen beim Festklammern an einem Baumstamm.
Bei den relativ großen Händen sind die Daumen nicht opponierbar,
d. h. sie können nicht den anderen Fingern zum Greifen gegenübergestellt
werden, dies ist aber beim Festklammern am Baumstamm durchaus von Vorteil..
Der philippinische Tarsier hat ein seidiges, grau bis dunkelbraunes Fell
und sein Gewicht liegt zwischen 90 und 160 Gramm.
Dann sind die Koboldmakis noch Rekordhalter mit den, in Relation zur Körpergröße,
größten Augen aller Säugetiere, welche ihnen eine ausgezeichnete
Nachtsicht ermöglichen. Die Augen sitzen jedoch fest im Kopf und sind
nicht beweglich, dafür ist der Kopf sehr beweglich und kann um 180
Grad nach hinten gedreht werden und in seinem Gesichtsfeld gibt es keinen
toten Winkel. Die großen Ohren können unabhängig von einander
bewegt werden und sind fast ständig in Bewegung. Diese großen
und sensiblen Ohren der Tarsier sind vorteilhaft, da im Blätterdickicht
Beutetiere schwer zu erkennen sind und durch Geräusche oft leichter
wahrgenommen werden können.
Insekten sind lecker
Koboldmakis sind reine Fleischfresser und sind die einzigen Primaten, die keine pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Sie sind nachtaktive Tiere und ernähren sich hauptsächlich von verschiedenen
Insekten, wie Käfer, Schaben, Schmetterlinge, Zikaden, Termiten, Ameisen, Spring- und Gespenstschrecken und andere Kleintiere wie Spinnen, Krabben, kleine Eidechsen, Krebstiere, Frösche, Vögel und Schlangen. Nachdem sie ein Beutetier gefangen und mit Bissen getötet haben, setzen sie sich auf einen Ast, halten das Tier mit den Vorderpfoten und verzehren es mit dem Kopf voran.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Bei den Philippinen-Koboldmaki kann die Paarung das ganze Jahr über
erfolgen. Nach einer Tragzeit von ca. 180- bis 190 Tagen bringt das Weibchen
in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt. Das Junge ist bei der Geburt
schon sehr weit entwickelt und relativ groß. Es hat bereits etwa ein
Viertel seinens endgültigen Gewichts, ist schon mit Fell bedeckt und
hat auch die die Augen bereits geöffnet.
In den ersten Wochen nach der Geburt trägt die Mutter das Junge meistens
mit dem Maul und versteckt es im Geäst, während sie auf Nahrungssuche
geht. Sie bleibt dabei in der Nähe ihres Nachwuchses und besucht es
häufig zum Füttern oder um es an einen andern Ort zu bringen.
Nach 10 bis 15 Tagen unternimmt das Jungtier erstmals eigene Erkundigungen
und mit vier bis fünf Wochen versucht es bereits selbstständig
zu springen und Beute zu jagen. Nach etwa 80 Tagen wird es dann endgültig
entwöhnt und geht seine eigenen Wege. Die Geschlechtsreife tritt mit
ein bis zwei Jahren ein.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben
Zu den natürlichen Feinden der Koboldmakis gehören Schleichkatzen,
verwilderte Hauskatzen, Schlangen, Greifvögel und Eulen. Eine der Hauptbedrohungen
der Koboldmakis stellt die Zerstörung ihres Lebensraums durch Waldrodungen
dar. Ausgestorben sind sie in Gebieten, in denen intensiv Insektizide oder
Herbizide eingesetzt worden sind.
Die Tarsier gehören zu den gefährdeten Arten. Dies liegt vor allem
daran, dass die Lebensräume dieser scheuen Tiere immer weiter eingeschränkt
werden.
Kurzes Leben in Gefangenschaft
Koboldmakis sind schwierig zu halten, in Gefangenschaft sterben mehr als die Hälfte der Tarsier innerhalb von zwei Jahren. An Orten mit besonderem Stress leben sie oft nur wenige Monate.
Das muss leider gesagt werden, auch
wenn dadurch die unbekümmerte Freude mit diesen possierlichen Äffchen getrübt
wird. Oft wird berichtet, dass sie sogar regelrecht Selbstmord
begehen.
Die illegale Jagd zwecks Heimtierhaltung gefährdet weiterhin den Philippinen-Koboldmaki.
Die Jagd und das Einfangen der Tarsier ist verboten, ebenso ist es verboten,
die Tiere in ihrem Lebensraum zu stören oder einzuschränken. Auch
der Verkauf und Handel mit Tarsiern ist untersagt.
Als Ausnahmeregelung kann der Besitz und die Haltung der Koboldmakis für
pädagogische, wissenschaftliche oder auf die Erhaltung der Tiere konzentrierte
Forschungszwecke zugelassen werden.
Doch die Wirklichkeit sieht immer noch anders aus. Auf Touristen konzentrierte
Restaurants und Verkaufsstände entlang der Straße am Fluss Loboc
halten Koboldmakis in Käfigen. Die Tiere werden tagsüber in ihrer
Ruhezeit gestört, den Touristen auf den Arm gesetzt, berührt und
oft auch mit Blitzlicht fotografiert. Diesem Stress ausgesetzt haben die
Tiere nur eine kurze Lebensdauer.
Pater Florante Camacho, einer der Gründer der "Tarsier-Stiftung" auf
Bohol, erklärt das so: "In der Gefangenschaft schaltet der Tarsier
langsam sein ganzes System ab und verweigert die Nahrungsaufnahme. Er begeht
praktisch Selbstmord. Es wird sogar berichtet, dass manche Tiere immer wieder
mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe schlagen, bis sie tot sind.
Der traurige Kompromiss
Bohol braucht den Tourismus und die Tarsier sind eine Attraktion der Insel. Die Touristen wollen die possierlichen kleinen Äffchen aus der Nähe sehen, sie berühren und fotografieren. Die Kosten um die Tarsier vor dem Aussterben zu bewahren sind hoch. Die Tourismusindustrie bringt dringend benötigte Devisen und trotz des Schutzes der philippinischen Tarsier durch das Department of Environment and Natural Resources wurden spezielle limitierte Genehmigungen für diese Haltung der philippinischen Tarsier in Loboc gewährt.
Es gibt viele hübsche Fotos mit Tarsiern und immer lächeln die Menschen, wenn sie einen Tarsier in die Hand nehmen dürfen und es sieht so aus, als ob der Tarsier auch lächelt. Aber dem ist nicht so, er kann sich vor lauter Angst nicht bewegen, sonst würde er sicher mit einem großen Satz davonspringen. Jeder Tierfreund, der das nebenstehende Foto betrachtet ist schockiert und empfindet Mitleid mit der armen Kreatur. Eigentlich braucht er jetzt seinen Schlaf, doch grelle Blitze schießen in seine großen Augen und unzählige Hände wollen ihn ergreifen. Das sind wahre Foltermethoden.
Da mancher jetzt den Filipinos einen Vorwurf machen möchte, sind noch einige Sätze der Erklärung nötig.
Warum duldet man dass die Tiere so mißbraucht werden?
Die Philippinen wollen die Tarsier schützen, aber es fehlt an Geld für die Bildung der Kinder und die Nöte der Menschen. Die Philippinen wurden fast 400 Jahre von den Spaniern ausgebeutet und waren danach unter amerikanischer und japanischer Besatzung. Man kann dem Volk doch jetzt wegen seiner Armut keinen Vorwurf machen. Es werden praktisch einige Tiere geopfert, damit die Art erhalten werden kann. Es wäre natürlich schön, wenn man an der Straße einen Kasten aufstellen könnte, in den die Touristen fleißig Geld einwerfen und die Tiere in Ruhe schlafen lassen. Aber das funktioniert nicht, die Touristen wollen für ihr Geld einen Gegenwert.
Philippine Tarsier Foundation
Etwa 15 km nordöstlich von Tagbilaran, zwischen Corella und Sikatanu,
hat die Philippine Tarsier Foundation Inc. in einem 134 ha großen
Reservat eine Schutzzone für die philippinischen Tarsier eingerichtet
In Canapnapan hat die Foundation 7,4 Hektar Land erworben und einen Schutzraum
mit sieben Meter hohen Zäunen eingerichtet. Der Zaun dient zum Schutz
der Tarsier vor streunenden Katzen und anderen Feinden. Das Gehege ist nach
oben offen und in der Nacht können die nachtaktiven Tarsier zur Nahrungssuche
die Einzäunung verlassen. Vor Tagesanbruch kehren sie freiwillig in
das Gehege zurück. Nachts werden zudem mit Scheinwerfern Insekten angelockt,
damit die Tarsier ausreichend Nahrung finden.
Tarsier-Mann Carlito Pizarras
Leiter dieser Anlage ist schon seit vielen Jahren Carlito Pizarras, der
sich sehr um die Tarsier-Forschung und die Erhaltung der Tiere verdient gemacht
hat und allgemein als 'Tarsier-Mann' verehrt wird.
Als Knabe ist Carlito Pizarras noch mit seinem Vater auf Tarsierjagd gegangen.
Die Familie lebte damals vom Fang und Verkauf dieser Tiere. Er bemerkte
bald, dass der Bestand sich rapide verringerte und seine Einstellung zu
den scheuen kleinen Kobolden erfuhr eine entscheidende Wendung. Bereits
mit 12 Jahren begann er, sich mit der Lebensweise der Tiere zu beschäftigen
und sich um ihren Schutz zu bemühen. Es gelang ihm schließlich,
Tarsier zu züchten und obwohl er keine wissenschaftliche Ausbildung
genossen hatte, wurde er bald von Behörden und den Forschern der Universitäten
als der Tarsier-Fachmann international anerkannt.
Prince Charles
Bei einem Besuch auf den Philippinen beschenkte man Prince Charles of Wales, der als leidenschaftlicher Naturschützer gilt, symbolisch mit einem Pärchen Tarsier aus den Händen von Carlito Pizarras im Beisein des damaligen Präsidenten Fidel V. Ramos und der First Lady Amelita Ramos. Anschließend wurden die Koboldmakis jedoch wieder der Obhut von Carlito Pizarras übergeben.
Besucher sind willkommen
Im Tarsier Forschungs-und Entwicklungszentrum in Barangay Canapnapan, Corella,
Bohol. können Besucher die besonderen Eigenschaften und Gewohnheiten
der philippinischen Tarsier durch eine Multi-Media-Präsentationen kennen
lernen.
An dieser Station beginnt ein ca. 15 km langer Bio-Pfad auf dem in kleinen
Gruppen Führungen durch den natürlichen Lebensraum der philippinischen
Tarsier angeboten werden. Hier können Besucher die Tarsier in ihrem
Lebensraum auch aus der Nähe beobachten und Aufnahmen machen. Es wird
aber dazu aufgefordert, sich so ruhig wie möglich zu verhalten, da
die Tarsier am Tage ihre Ruhezeit benötigen. Wer die Tarsier aktiver
erleben möchte, sollte am Spätnachmittag kommen.
Die Foundation fördert auch noch weitere Ökoprojekte, von denen
man auf diesem Weg einige besichtigen kann.
Es wurden Mahagoni, Teakholz und andere Holzarten aufgeforstet und Palmen,
Farn, Bambus und andere Grünpflanzen wachsen in üppiger Vielfalt
auf beiden Seiten des philippinischen TarsierPfades. Von der reichhaltigen
Tierwelt in diesem Gebiet werden Sie mit Sicherheit einige seltene Exemplare
zu Gesicht bekommen.
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